Menschenbabys sind Traglinge - im ersten Lebensjahr sind sie darauf angewiesen, getragen zu werden. Studien haben ergeben, dass Babys, die vermehrt getragen werden, deutlich weniger schreien.
Das Tragen eines Babys erfüllt sein Grundbedürfnis nach Nähe und Geborgehnheit. Zusätzlich erinnert die Enge des Tragetuchs an die Zeit im Mutterleib. Das Baby kann so entspannen. Doch nicht
nur für das Baby ist das Tragen gut. Auch die meisten Mütter verspüren ein großes Bedürfnis nach Nähe und Körperkontakt zu ihrem Baby, wollen kuscheln und ihr Baby nah bei sich haben. Gerade,
wenn mehrere Geschwister in der Familie leben, kann die Mutter ihrem Baby Nähe geben, während sie sich um die anderen Kinder oder den Haushalt kümmert. Sie hat beide Hände frei, und da ein
Tragetuch oder eine Tragehile das Gewicht des Babys gut verteilt, sind Rückenschmerzen und Verspannungen seltener. Denn, tragen wird jede Mutter ihr Baby - ob mit oder ohne Tragehilfe oder
Tragetuch.
Die Angst vor dem Verwöhnen von Babys sitzt tief - so oft wird davor gewarnt, sich nicht einen kleinen Tyrannen heranzuziehen. Nach neustem Stand der Forschung ist diese Angst jedoch
vollkommen unbegründet. Im ersten Lebensjahr ist ein Baby noch gar nicht in der Lage, zu manipulieren. Es weint, wenn es ein bestimmtes Bedürfnis hat und beruhigt sich schnell, wenn dieses
erfüllt wird. Somit ist es unmöglich, ein kleines Baby zu verwöhnen. Hat ein Baby in den ersten Lebensmonaten ein erhöhtes Bedürfnis nach Nähe und Getragen-Werden, so tun die Eltern gut
daran, so oft wie möglich darauf einzugehen. Das Bedürfnis wird nach und nach verschwinden, denn je weiter die motorische Entwicklung voranschreitet, desto mehr wird das Baby ein Interesse
dafür entwickeln, seine Umwelt zu entdecken und zu erkunden.
Nein, ganz im Gegenteil. Im Mutterleib ist die Wirbelsäule eines Babys komplett gerundet (Totalkyphose). Die Streckung passiert nicht plötzlich mit der Geburt sondern wird während des
gesamten ersten Lebensjahres vollzogen. Mit ca. 3-4 Monaten lernt das Baby sein Köpfchen in der Bauchlage zu heben. Dabei entsteht die erste Krümmung des "S" in der Wirbelsäule, die
Halslordose. Mit Erreichen des Sitzalters vollzieht sich die Streckung des Brustbereichs. Erst mit den ersten freien Schritten entsteht die zweite Krümmung der Wirbelsäule, die Lendenlordose.
Vorher ist es für Babys Rücken gesünder und ergonimischer, in gerundeter Haltung zu bleiben, als für lange Zeiten gerade ausgestreckt zu werden. Darüberhinaus ist die sogenannte
Anhock-Spreiz-Haltung, die beim Tragen eingenommen wird, sehr gut für die Hüftentwicklung und hilft, Hüftdysplasien vorzubeugen.
Von Rückenschmerzen können die meisten jungen Mütter ein Lied singen - ob von der ungünstigen Haltung beim Stillen oder vom vielen Herumtragen des Babys. Die Belastung ist für den Rücken
zunächst neu und ungewohnt. Wenn du allerdings eine gut zu dir passende Trageweise wählst, wird das Gewicht gleichmäßig verteilt, sodass es nicht zu einer punktuellen Überbelastung kommt.
Durch korrektes Tragen werden deine Rückenschmerzen verschwinden und vielmehr noch: Dein Rücken wird durch regelmäßiges Tragen gestärkt. Viele Tragemamas berichten, dass sie in Tragezeiten
weniger Rückenbeschwerden hatten als sonst. Diese Erfahrung kann ich selbst auch teilen. Ein Bonus für dich: Du bekommst regelmäßiges Rückentraining und dein Trainingsgewicht wird langsam
aber sicher gesteigert. Und das alles gratis! Solltest du durch das Tragen Rückenprobleme bekommen haben, lohnt sich in jedem Fall eine Trageberatung und / oder ein Besuch beim Orthopäden!
Die motorische Entwicklung eines Kindes hängt nicht in erster Linie davon ab, wie viel Gelegenheit ein Baby zum Üben bekommt. Vielmehr erfolgt sie nach einem bestimmten inneren Fahrplan. Ein
Baby wird sich dann drehen / krabbeln / laufen, wenn es für das bestimmte Baby an der Reihe ist, nicht wenn eine bestimmte Anzahl an Trainingsstunden absolviert ist. Da meine älteste Tochter
in den ersten Lebensmonaten nahezu im Tragetuch wohnte, kenne ich diese Sorge. Wie soll sie sich denn drehen, wenn sie nie übt? Aber siehe da - für mich vollkommen überraschend war sie bzgl.
der motorischen Entwicklung vollkommen im Mittelfeld und tat die entsprechenden Dinge, wenn sie dran waren - ohne groß vorher zu üben.
Von dem Tragen mit dem Gesicht nach vorne wird allgemein abgeraten. Zum einen kann das Baby keine ergonomische Haltung einnehmen (Keine Rundung des Rückens und keine korrekte
Anhock-Spreiz-Haltung möglich). Zum anderen hat das Baby keine Möglichkeit, sich von den einströmenden Reizen abzuschirmen, wenn es genug gesehen hat. Neugierige Babys sollten besser auf der
Hüfte getragen werden, wo sie mehr sehen können, oder aber auf dem Rücken mit der Möglichkeit, über Mamas Schulter zu schielen. Keine Angst, das ist nicht so schwierig, wie es zunächst
erscheint. In einer Trageberatung können wir das gemeinsam üben ;-).